Filter in der Fotografie
“Einen Polfilter benutzen? Umständlich, unnötig und teuer.”
So oder so ähnlich eine weit verbreitete Meinung. Ich finde, er ist stark unterschätzt. Und es gibt kein Gadget, dass Landschafts oder Wasseraufnahmen so boostet!
Zu erst möchte ich euch meine Geschichte zum Polfilter erzählen. Ich wette es geht vielen da draußen genauso.
Meine Freundin bei der Arbeit. Mit Polfilter :-)
Als ich mit der Fotografie begann hatte ich keine Ahnung von Filtern oder wann und warum man diese benutzt. Immer mal wieder stolpert man über Begriffe wie ND Filter, Verlaufsfilter, Neutraldichte Filter, Graufilter oder Polfilter. Am Anfang sehr verwirrend. Zumindest für mich. Also war das erstmal kein Thema. Leider. Filter sind ein wirklich wichtiges Gadget für Landschaftsfotografen.
Ich möchte kurz erklären, was das für Filter ich benutze:
ND Filter:
Der ND Filter meint genau das Gleiche wie der Graufilter oder (ausgeschrieben) Neutraldichtefilter. Das heisst ND Filter = Graufilter = Neutraldichtefilter. Diesen Filter montiert man vor das Objektiv um eine Abdunklung der Szene zu erreichen. Ergo die Belichtungszeit zu verlängern. Es gibt ihn in verschiedenen Stärken und Systemen. Zum aufschrauben als runden Filter (nahezu jedes Objektiv hat ein Gewinde zur Aufnahme solcher Filter. Aber vor dem Kauf den Objektivdurchmesser checken!) oder als Stecksystem. Beim Stecksystem sind die Filter Eckig und können in eine Vorrichtung die man an das Objektiv montiert geschoben werden. Das hat den Vorteil dass man die Filter sehr leicht abnehmen kann ohne die Kamera zu verstellen. Zum Beispiel zum Fokussieren. Wenn man einen starken ND Filter nutzt, kann die Kamera bei aufgesetztem Filter nicht mehr fokussieren. Weiterer Vorteil: Nur für das Stecksystem sind Verlaufsfilter sinnvoll.
Ich kann mit einem ND Filter (je nach Stärke) also am Tag länger Belichten. Etwa um Wasser durch eine Belichtungszeit von >1 Sekunde weich zu bekommen oder Menschen in Bild verschwinden zu lassen ohne überzubelichten.
Verlaufsfilter:
Der Verlaufsfilter ist im Prinzip dasselbe wie der ND Filter. Nur mit einem Verlauf von Abdunklung nach durchsichtig. Das heisst ich kann ihn nutzen, um am Tag oder bei Sonnenuntergang den Himmel abzudunkeln und so die hohe Dynamik aus der Szene nehmen. Ich erhalte im Besten Fall volle Zeichnung im Himmel ohne dass die Lichter ausbrennen. Trozdem ist der Vordergrund Hell und es saufen keine Tiefen ab (korrekte Belichtung vorausgesetzt).
Zusammengefasst
ND Filter = Nautraldichtefilter = Graufilter: Verdunkelt das ganze Bild für längere Belichtungszeiten.
Verlaufsfilter: Verdunkelt nur ein Teil des Bildes um zum Beispiel ein Ausbrennen der Lichter in den Wolken zu vermeiden.
So viel dazu. Kurz und bündig. Weiter mit dem Polfilter:
Ich hatte immer wieder Bilder von Wasserfällen oder Bächen gesehen die generell besser aussahen als meine. Man konnte das Wasser sehen, aber auch die Steine und Konturen am Boden unter Wasser waren sichtbar. Warum war das so? Bei mir sah man Wasser, ausgebrannte (zu Helle) Stellen und je nachdem viel Spitzlichter (also Reflexionen des Sonnenlichts auf dem Wasser). Wie man das verhindert? Mit dem Polfilter!
Der Polfilter verhindert oder verstärkt Spiegelungen auf nicht metallischen Oberflächen.
Aber am Besten Beispiele aus der Praxis. Hier zwei Bilder. Gleiche Szene, direkt hintereinander fotografiert. Einmal mit und einmal ohne Polfilter:
Ohne Polfilter
Mit Polfilter
Sehr gut zu erkennen: Auf dem Wasser wurden die Reflexionen entfernt und der Boden des Bachs wurde sichtbar. Außerdem sind die Farben der Blätter kräftiger und kontrastreicher. Der Polfilter hat also die Spiegelungen auf dem Bach und in der Umgebung entfernt. Er ist rund und lässt sich drehen, man muss den Filter also immer neu einstellen. Das liegt daran, dass er nur Licht einer bestimmten Polarisationsrichtung durchlässt. Verändere ich meinen Standort und den Winkel zum Objekt, muss ich den Filter eventuell nachjustieren (vor dem Objektiv verdrehen). Jeder Polfilter kommt entsprechend mit einem Gewinde zum einschrauben in das Objektiv und lässt sich in seiner mechanischen Aufnahme verdrehen (die Gewindeverbindung bleibt fix).
Ich kann einen Polfilter jedem ans Herz legen, der Wasserläufe, Wasserfälle, Seen oder Bäche fotografieren möchte. Ebenso kann der Filter allgemein den Kontrast in Landschaftsbildern verbessern und sogar Nebel entfernen. Preislich bewegen sich die Polfilter meiner Erfahrung nach zwischen 40 und 60 Euro. Gute Hersteller sind in jedem Fall B+W, Hoya oder Haida.
Ein Bild, aufgenommen mit einem Polfilter. Im Vordergrund sieht man bis auf den Grund, da der Polfilter die Reflexionen des Lichts entfernt hat
Die Edelfrauengrab-Wasserfälle im Schwarzwald. Fotografiert mit einem HOYA Polfilter.
Zu beachten vor dem Kauf: Es gibt lineare und zirkulare Polfilter. Da die Messsysteme von Kameras Probleme mit linear polarisiertem Licht haben, sollte man immer einen zirkularen Polfilter verwenden. Das ist meistens angegeben. Man kann das aber auch am Filter selbst erkennen. Der zirkulare Polfilter zeigt seinen Effekt nur in Durchlassrichtung. Schaue ich also in anderer Richtung durch, zeigt er keinen Effekt. Der lineare Polfilter zeigt den Effekt in beide Richtungen. Der Effekt beim hindurchsehen zeigt sich folgendermaßen: Halte ich mir den Filter vor mein Auge und betrachte eine Glasscheibe, sehe ich wenn ich den Filter vor meinem Auge drehe einmal Spiegelungen und das andere mal verschwinden diese. Das Bild wird auch dunkler und wieder heller wenn ich den Filter drehe.
Vorsicht ist allerdings bei Ultraweitwinkelobjektiven geboten. Verwendet man auf einem solchen einen Polfilter, können Effekte wie Vignetten im Himmel entstehen.
Jetzt aber viel Spaß beim ausprobieren!